Die operative Grundlage für autonome Geschäfte schaffen

3 April 2023

Autonome Geschäfte und Innovation im Einzelhandel sind faszinierende Themen. Nicht immer erhalten Infrastruktur und die betrieblichen Arbeitsabläufe die gleiche Aufmerksamkeit. Brancheninsider wissen, dass eine optimale Organisation der internen Arbeitsabläufe und die Bereitstellung neuer Technologien Unternehmen auszeichnen, die im Bereich des Einzelhandels erfolgreich sind und sich von der Konkurrenz abheben. 

Laut Deloitte ist die technologische Bereitschaft einer der entscheidenden Faktoren für Unternehmen, die wirtschaftlich turbulente Zeiten wie die Covid-19-Pandemie gut überstehen. Das Fundament für die technologische Anpassung muss voraussehend geplant werden und geht über Krisenzeiten hinaus. Unternehmen müssen im heutigen technologisch wettbewerbsintensiven Umfeld herausragende Leistungen erbringen und der Konkurrenz immer einen Schritt voraus sein.

Vorbereiten interner Arbeitsabläufe für smarte Geschäfte

Die Bedeutung der betrieblichen Vorbereitung gilt insbesondere für Lebensmittelhändler, die neue Technologien wie einen autonomen Checkout implementieren. Der Lebensmitteleinzelhandel basiert auf einem traditionellen, stationären Geschäftsmodell mit vielen traditionellen und umfassenden internen Prozessen. Diese traditionellen Arbeitsabläufe lassen sich möglicherweise nur schwer an die einzigartigen Anforderungen automatisierter Checkout-Systeme und smarter Geschäfte anpassen.

Eine der größten Veränderungen im operativen Betrieb sind Mitarbeiterschulungen und die Neuzuweisung von Rollen. Mit der Einführung von autonomen Technologien für Geschäfte, wechseln die Aufgaben der Mitarbeiter in Richtung Kundendienst und es sind mehr technische Aufgaben zu bewältigen. Der Lebensmittelhändler muss spezielle Schulungsprogramme für neue Rollen und Verantwortlichkeiten entwickeln. Die Ausarbeitung dieser Programme kann je nach Größe und Ressourcen der Mitarbeiter und des Entwicklungsteams mehrere Monate in Anspruch nehmen.

McKinsey‘s Artikel „Transforming Operations Management for a Digital World“ erörtert die Investitionen einer Bank in die Digitalisierung und die für den Erfolg notwendigen betrieblichen Anpassungen. Die Verantwortlichen erklärten, dass „die Erstellung des Portals nicht ausreichend war, und auch nicht die Schulung der Mitarbeiter, wie sie Kunden die Verwendung des Portals erklären sollten. Die gesamte Bank musste ihre Aktivitäten neu ausrichten, um die Digitalisierung klar zu kommunizieren und aufrechtzuerhalten. In diesem Zuge mussten die Rollen aller Mitarbeiter, vom Kassierer bis zum Anlagenberater, geändert werden. Es mussten neue Kommunikationswege eingeführt werden, um die Bedenken der Menschen während des Übergangs zu antizipieren und zu erklären, in welche Richtung der Kundendienst geht.“

Ähnlich wie der Lebensmitteleinzelhandel, ist auch das Bankwesen eine traditionelle Branche, die ihre Wurzeln im stationären Handel hat. Sowohl das Bankwesen, als auch der traditionelle Einzelhandel werden durch digitale Dienste – von Online-Banking bis zu Neo-Banken und Online-Lieferdiensten und Essenspaket-Abonnements im Einzelhandel – revolutioniert. Beide Branchen benötigen fortschrittliche Technologien, um ihre Dienste zu automatisieren und zu digitalisieren, um sich in dieser Branche ständig weiterzuentwickeln und auf dem Markt zu überleben. Einzelhändler werden sich mehr und mehr bewusst, dass die Einführung eines reibungslosen Checkouts kein einmaliger Prozess ist. Um erfolgreich zu sein, sind betriebliche Anpassungen der Mitarbeiterrollen, Schulungsprogramme und interne Prozesse erforderlich.

Wie also können Führungskräfte diese Erkenntnisse in der Realität umsetzen?

Der erste Schritt ist die Einführung einer internen Task-Force mit Vertretern aus den Technologie-, Geschäfts-, Finanz- und Betriebsabteilungen. Die Task-Force sollte mit den notwendigen Ressourcen und Befugnissen ausgestattet werden, um die für die Implementierung automatisierter Checkout-Systeme erforderlichen Maßnahmen festlegen zu können. Zudem sollte die Task-Force unterschiedliche Technologien, Anbieter und Partner prüfen und sich auch informieren, welche Schritte ähnliche Unternehmen unternommen haben und welche Wahl diese bei der Innovation getroffen haben. Im Anschluss an diese Phase muss die Task-Force auf Grundlage ihrer Fachkenntnisse und Erkenntnisse interne Empfehlungen ausarbeiten. Dazu gehört das Vorschlagen von Änderungen und Empfehlungen bezüglich Budget und Zeitplan, um das Unternehmen auf die Weiterentwicklung in Richtung autonomer Einzelhandel vorzubereiten. 

Änderungen an der Infrastruktur sind unerlässlich – und finden bereits statt

Eine flexible Infrastruktur ist Voraussetzung für die Implementierung von Innovationen. Einige Technologieanbieter können sogar Geschäfte mit sehr veralteter Infrastruktur transformieren, aber man muss sich auf jeden Fall über die Erwartungen im Klaren sein – je flexibler die Infrastruktur, desto reibungsloser verläuft der Übergang.  Der Vorgang ähnelt einem Upgrade eines Smartphones. Irgendwann erkennt man, dass man mehr Akkulaufzeit und Rechenleistung benötigt, damit die immer anspruchsvolleren Apps unterstützt werden, auch wenn das Telefon an sich noch funktioniert. 

Herkömmliche Lebensmittelgeschäfte sind immer noch gut besucht. Viele Kunden schätzen das traditionelle Einkaufserlebnis sogar. Sobald aber mehr und mehr Mitbewerber in der näheren Umgebung ihre Geschäfte auf den neuesten Stand bringen und ein besseres und vielfältigeres Einkaufserlebnis bieten, kann das schnell zum Problem für das traditionelle Geschäft werden.

Einzelhändler, die bereits jetzt durch die Auswahl der Infrastruktur die Voraussetzungen für die Implementierung von Technologien schaffen, die ihre Geschäfte in smarte Geschäfte verwandeln können, werden die Oberhand behalten und können ihre Geschäfte immer auf dem neusten Stand halten.

Die meisten Einzelhändler kennen diese Transformation bereits aus anderen Teilen der Lieferkette. Beispiele dafür sind die infrastrukturellen Änderungen, die Lebensmittelhändler bereits in ihren Lagern und Micro-Fulfillment-Centern vorgenommen haben, indem sie die Netzwerkverbindung verbessert haben. Diese Änderung war notwendig, um die Roboter, die alle Automationstools in der Lagerverwaltung steuern, mit Daten in Echtzeit zu versorgen. 

Eine reibungslose Checkout-Erfahrung in autonomen Lebensmittelgeschäften kann von Kunden als magisch empfunden werden. Die Technologie dahinter ist bahnbrechend, aber genauso wie jede andere technologische Innovation, ist auch hier eine greifbare Infrastruktur erforderlich, damit die Magie funktioniert.

Die Lernkurve zur Zukunftssicherung Ihres Unternehmens

Der Implementierungsvorgang für autonome Geschäfte ist ähnlich wie die Vorbereitung auf einen Marathon. Es gibt viele Parallelen. Man muss sich physisch und mental vorbereiten, um die ganzen 42,195 km zu schaffen. Genauso erfordert die erfolgreiche Bereitstellung eines reibungslosen Checkouts in Geschäften physische Anpassungen und ein Umdenken im Unternehmen. Die Transformation ähnelt einer Lernkurve. Die einzigartige Markenpersonalität eines jeden Einzelhändlers bringt eine Reihe neuer Herausforderungen mit sich, wie unterschiedliche Produktsortimente, Anwendungsfälle, sowie Verhaltensweisen und Erwartungen der Kunden. Einige Einzelhändler haben realisiert, dass sie die Grundlage für einen reibungslosen, technologischen Checkout bereits vor der Eröffnung der ersten Filiale schaffen müssen.

Dieser Lernprozess ist eine wesentlicher Teil einer erfolgreichen Implementierung und Skalierung. Einige Einzelhändler wählen einen passiven Ansatz, wollen abwarten und beobachten, welche neuen Technologien Mitbewerber installieren, um von deren Fehlern oder Entscheidungen zu lernen. Diese Haltung birgt das Risiko, dass sie ständig hinter der Konkurrenz zurückbleiben. Aber vor allem birgt sie das Risiko, dass sie die falschen Lehren ziehen. Jedes Unternehmen ist einzigartig und hat seine eigenen Bedürfnisse und Erwartungen. Ein Einzelhändler kann versuchen, die Handlungen eines Mitbewerbers zu kopieren, kann aber zu einem völlig anderen Ergebnis gelangen. Solch ein Einzelhändler verpasst die einmalige Gelegenheit, praktische Prozesse zu lernen, die genau auf sein Unternehmen zugeschnitten sind. Es kann einige Zeit dauern, bis die Grundlagen für die erste Filiale gelegt sind, aber mit jeder weiteren Filiale reduziert sich dieser Zeitaufwand. Das Ziel operativer Vorbereitungsprozesse ist, dass Einzelhändler bei der Eröffnung der Filiale bereits groß rauskommen, in unterschiedlichen Märkten vertreten, mit unterschiedlichen Geschäftsgrößen und Formaten. 

Autonome Geschäfte sind längst keine Theorie mehr oder ein Trend. Seit der Einführung im Jahr 2018 wurden Dutzende Geschäfte dieser Art weltweit eröffnet, die meisten davon allein im letzten Jahr. Als Teil des nächsten Schritts in der Entwicklung des Lebensmitteleinzelhandels müssen Lebensmittelhändler den Grundstein für eine reibungslose Checkout-Technologie, aber auch für ein vollständig digitalisiertes StoreOS® legen, dessen Vorteile weit über den reibungslosen Checkout hinausgehen. Mit den richtigen Betriebs- und Infrastruktursystemen können Einzelhändler die enormen Möglichkeiten, die Computer-Vision und KI für einen reibungslosen Checkout durch die immense Anzahl an Daten und Erkenntnissen bieten, nutzen und weitere Tools implementieren. Vom Bestandsmanagement bis hin zur Optimierung des Planogramms, können Einzelhändler alle Abläufe im Geschäft zentralisieren und ihren ROI mit Lösungen für Proximity-Marketing und Schwundreduzierung verbessern.

Diese organisatorische Transformation wird auch mit der Erfindung neuer Technologien noch jahrzehntelang zukunftsfähig sein. Viele dieser Innovationen können wir uns heute noch gar nicht vorstellen. Noch vor zehn Jahren waren ein reibungsloser technologischer Checkout und vollkommen digitalisierte StoreOS® noch undenkbar. Gerade deshalb ist es umso wichtiger, dass Einzelhändler ihre Geschäfte bereits heute zukunftsfähig zu machen.

Dieser Innovationsmarathon erfordert viel Vorbereitung, Hingabe, Zeitaufwand und Investitionen, aber es gibt kaum etwas Befriedigenderes, als die Ziellinie vor der Konkurrenz zu überqueren.

 

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