Der technologische Fortschritt im Einzelhandel
Es ist immer wichtig, die eigene Geschichte zu kennen: Um zu wissen, welchen Weg man in Zukunft einschlagen soll, muss man wissen, woher man kommt.
Bei Trigo streben wir danach, weit über einen reibungslosen Checkout hinauszugehen. Wir möchten immer mehr Produkte unterstützen und die Grundlage für Einzelhändler schaffen, damit sie ihren Kunden ein noch besseres Kundenerlebnis bieten, die betriebliche Effizienz verbessern und einen besseren ROI erzielen können. Während wir die Grenzen in der Welt der autonomen Store-Technologie immer weiter verschieben, wollten wir uns die Entwicklung der Einzelhandelstechnologie näher ansehen, um aus der Vergangenheit zu lernen und für die Zukunft des Einzelhandels gerüstet zu sein.
Im letzten Jahr haben wir ein Whitepaper über die Geschichte und Entwicklung von Lebensmittelgeschäften von der Jahrhundertwende bis heute herausgegeben. Nachfolgend beleuchten wir die wichtigsten Wendepunkt in der Entwicklung des autonomem Einzelhandels in einer gekürzten Version. Wenn man sich die Entwicklung in den verschiedenen Jahrzehnten ansieht, wird klar, dass jene Händler, die schnell reagiert und technologisch immer einen Schritt voraus waren, genau jene sind, die sich weiterentwickelt und Erfolge erzielt haben.
Das vollständige Whitepaper können Sie hier herunterladen und lesen: 100 Jahre Einzelhandel: Die Entwicklung von Lebensmittelgeschäften
Die Ursprünge von Lebensmittelgeschäften
Im letzten Jahrhundert haben vor allem technologische Innovation und die gesellschaftliche Wandlung die Art und Weise verändert, wie Menschen Lebensmittel besorgen, zubereiten und konsumieren. Die Lebensmittelgeschäfte mussten sich ständig auf diese neuen Entwicklungen anpassen.
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts fand man in amerikanischen Lebensmittelgeschäften vorwiegend nur Grundnahrungsmittel wie Zucker, Tee und Mehl. In dieser Zeit bauten die meisten Haushalte ihre Lebensmittel zuhause an. Um 1910 sind mehr und mehr Menschen in die Stadt gezogen und haben Obst, Gemüse und Fleisch in Geschäften gekauft, was dazu führte, dass immer mehr Lebensmittelgeschäfte ihre Tore geöffnet haben. Entwicklungen wie tiefgefrorene Produkte, Pappkartons, der Ausbau des nationalen Eisenbahnnetzes und das Fließband machten es erstmals möglich, auch frische Lebensmittel in größerem Maßstab zu produzieren und zu verteilen. Diese Vorteile haben auch zu einer Preisreduzierung und einer größeren Produktauswahl geführt.
In den 1920er Jahren sah man immer mehr Produkte am gleichen Ort, vor allem, als die Great Atlantic & Pacific Tea Company mit der Eröffnung von „Economy Stores“ plötzlich alle Arten von Lebensmitteln anbot. Diese „Economy Stores“ wurden schließlich zur bekannten Marke A&P. Etwa um diese Zeit erfolgte auch ein Umdenken in den Geschäften. Kunden konnten sich einige Lebensmittel selbst aus den Regalen holen, anstatt alles von einem Mitarbeiter hinter der Theke zu bestellen. Auf diese Weise konnten die Geschäfte ihre Kosten reduzieren und das Umsatzvolumen steigern. Diese Veränderung führte zu einheitlichen Preisen für alle Kunden und dazu, dass immer mehr Geschäfte größeren Wert auf die Kundenerfahrung beim Einkaufen legten.
Bereits zu dieser Zeit war Konsolidierung ein wichtiges Thema in der Branche, weil die Gewinnspannen so klein waren und alle Kunden, auch die reichen, ein starkes Bewusstsein für Lebensmittelpreise hatten. Im Jahr 1933 erwirtschafteten drei große Ketten 25% aller Lebensmittelverkäufe. Jede dieser Lebensmittelketten hatte ein großes Netzwerk an Lagerhäusern, um durch Großhandelseinkäufe bessere Preise zu erzielen, wodurch sie effektiv die Kontrolle über einen Großteil der Lieferkette übernahmen und damit die Preise senken konnten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg haben neue Technologien wie erschwingliche Autos, Haushaltsgeräte, Fernsehen und Fortschritte in der Landwirtschaft, sowie die wachsende Bevölkerungszahl in expandierenden Vororten, weiter zum Aufstieg von Supermärkten bei. Die Anzahl der Geschäfte hat sich von 14.000 Geschäften im Jahr 1950 auf 33.000 Geschäfte im Jahr 1960 mehr als verdoppelt. Aufgrund des veränderten Lebensstils waren immer mehr Produkte in den Regalen zu finden. Moderne Haushaltsgeräte wie Toaster, Mixer und Kühlschränke, die sich in immer mehr Haushalten fanden, trugen zur Entwicklung neuer Produkte wie Tiefkühlkost und Kuchenmischungen bei.
Wichtige Entwicklungen in der Einzelhandelstechnologie haben die Lebensmittelbranche aufgerüttelt
Mit dem Aufkommen von Computern war die Lebensmittelbranche eine der ersten, die sich die Technologie zunutze machte. Bereits in den 1960iger Jahren wurden Computersysteme in Lagerhäusern eingesetzt und schon bald hat sich die neue Technologie im gesamten Einzelhandelssektor durchgesetzt.
In den 1970iger Jahren entwickelte sich die Computertechnologie zu einem wichtigen Faktor für die Produktivität der Geschäfte und schnell haben sich große Unterschiede zwischen Geschäften mit unterschiedlicher Technologie entwickelt. Die größte Innovation war die Entwicklung von Barcodes, die 1974 zum ersten Mal an den Kassen in Lebensmittelgeschäften eingeführt wurden. Die Scanner und Barcodes wurden zur Grundlage für die Entwicklung noch innovativer Technologien, einschließlich einer Software für die Lagerverwaltung, Treuprogramme, Gutscheine, usw. Die zunehmende Verwendung von Kredit- und Debitkarten führte zu größeren Investitionen in die Ausstattung von Geschäften und die Einführung von Bearbeitungsgebühren, was den Checkout-Vorgang zusätzlich beschleunigte.
Sehen wir uns nun die Gegenwart an. Die Zunahme von Datenanalysen und die Pandemie haben die Lebensmittelbranche beeinflusst wie nie zuvor. Die rasante Zunahme von Online-Einkäufen, die durch COVID noch weiter beschleunigt wurden, und die wachsende Nachfrage nach lokalen Produkten stellen für Einzelhändler eine große Herausforderung dar, was dazu führt, dass sie noch mehr in Technologie investieren müssen, um sich an die ändernden Marktbedingungen anzupassen und weiter profitabel arbeiten zu können. Laut einer Umfrage von Progressive Grocer, planen ungefähr zwei Drittel der Lebensmitteleinzelhändler ihr Budget für Technologieinvestitionen noch weiter zu erhöhen. „Beim Wachstum in der Lebensmittelbranche geht es heute mehr um Innovation, als um den traditionellen Ansatz mehr Kunden anzuziehen“, ist Laurent Thouime, Einzelhandelsleiter für Europa bei Accenture, überzeugt.
Beschleunigung des automatisierten Einzelhandels
Heutzutage vertrauen Einzelhändler in der Lebensmittelbranche bei der Automatisierung der unterschiedlichen Elemente im Unternehmen auf Technologie und Innovation, um die Effizienz zu steigern und die Kundenerfahrung zu verbessern. Ein gutes Beispiel dafür sind Micro-Fulfillment-Systeme, die oft im hinteren Teil des Geschäfts oder als getrennte Einrichtung in der Nähe des Kundenstamms betrieben werden. Dabei handelt es sich um einen Mittelweg zwischen großen Lagerhallen, die viel Platz beanspruchen und oft außerhalb von besiedelten Gebieten liegen müssen, was die Entfernung für Lieferdienste erhöht, und der einfachen Kommissionierung von Bestellungen aus den Regalen der Geschäfte. Dank Automation können diese Micro-Zentren klein und kompakt gehalten werden. Dadurch ist es einfacher, diese in der Nähe der Kunden zu realisieren und damit die Lieferzeiten und -kosten zu reduzieren.
Lebensmittelhändler nutzen auch zunehmend soziale Medien und Datenanalysen auf der Grundlage früherer Online-Bestellungen der Kunden, um ihre Werbung auf einzelne Verbraucher anzupassen und mit Lebensmitteltrends, wie der pandemiebedingten Zunahme von Hausmannskost und -backen, Schritt zu halten.
Auch physische Lebensmittelgeschäfte verändern sich immer mehr. Man bedenke nur die Apps zum Bestellen von frischen Produkten im Feinkostladen, wodurch Warteschlangen vermieden und ein innovativer Checkout-Vorgang umgesetzt werden können. Das in Israel ansässige Unternehmen Trigo hat europäische Geschäfte wie Tesco mit Technologien ausgestattet, die auf zahlreichen Kameras mit angeschlossenen Sensoren basieren. Dadurch sehen Einzelhändler, welche Produkte ihre registrierten Kunden in den Warenkorb legen und können die Kosten automatisch auf der Kreditkarte des Kunden belasten. Trigo stattet auch vorhandene Geschäfte mit dieser Technologie aus. Das heißt, mit der technologischen Lösung von Trigo kann jedes Geschäft in ein smartes Geschäft umgewandelt werden.
„Dies führt zu einer besseren Kundenerfahrung, wodurch die Kunden und auch das Geschäft selbst profitieren“, ist Michael Gabay, CEO bei Trigo, überzeugt. „Geschäfte, die ein besseres Kundenerlebnis als die Konkurrenz bieten, ziehen auch mehr Kunden an. Und die Kunden kaufen auch mehr. Untersuchungen haben ergeben, dass Kunden, die sich im Geschäft wohl fühlen, mehr kaufen. Wenn die Menschen wissen, dass sie an der Kasse nicht anstehen müssen und dadurch keine Zeit verlieren, kaufen sie mehr, weil sie die zusätzliche Zeit zum Einkaufen nutzen.“
Aufgrund der fortschrittlichen Technologie muss kein Personal an der Kasse eingeplant werden. Der freie Platz kann für Angebotswaren und andere Zwecke verwendet werden, die das Kundenerlebnis verbessern.
„Das gesamte Geschäft wird einfach effizienter“, sagt Gabay.
All diese Veränderungen führen dazu, dass immer mehr Einzelhändler Technologieabteilungen gründen und mit Tech-Firmen kooperieren, um der Konkurrenz immer einen Schritt voraus zu sein und mit den veränderten Ansprüchen der Kunden Schritt zu halten. Nach einem Jahrzehnt sinkender Bewertungen, treiben diese Partnerschaften auch die Aktienkurse börsennotierter Lebensmittelgeschäfte in die Höhe.
Autonome Geschäfte sind der offensichtliche nächste Schritt in der Entwicklung
„Ein reibungsloser Checkout wird wahrscheinlich zu einem neuen Standard in physischen Geschäften werden“, ist Daniel Williams Hooker, Wirtschaftsprofessor an der Cornell University, der den Einzelhandelssektor untersucht, überzeugt. „Für Kunden ist dies eine gute Alternative zum Online-Shopping, weil sie selbst entscheiden können, welche Produkte sie wählen und viele Menschen immer noch selbst entscheiden möchten, welches Fleisch sie beispielsweise kaufen“, erklärt er. „Aber diese Art von Checkout ist schnell, automatisiert und spart Zeit.“
Die Zunahme des reibungslosen Checkouts wird zunächst vorwiegend in Städten und stark frequentierten Gegenden bemerkbar sein und sich dann auf die gesamte Branche ausweiten, ist Gabay überzeugt. Er fügt hinzu, dass diese Technologie zukünftig weitere Vorteile für Lebensmittelgeschäfte bieten wird, einschließlich der Möglichkeit die Verfügbarkeit im Regal exakt zu verfolgen, eine Voraussetzung für die Optimierung der Lieferkette.
Der Einzelhandel wird auch den sich ändernden Kundenanforderungen immer mehr Aufmerksamkeit schenken und diese mit kreativen, technikbasierten Innovationen erfüllen müssen. Beispielsweise werden Kunden mehr über die Lebensmittel wissen wollen, die sie kaufen, auch wie gesund und nachhaltig diese sind.
Mit Blick auf die Zukunft sagen Analysten voraus, dass sich Lebensmittelgeschäfte und die Einkaufsgewohnheiten der Kunden noch weiter entwickeln werden, wobei Kundenpräferenzen und die Datennutzung durch die Einzelhändler die meisten Veränderungen vorantreiben werden.
Innovationen wie ein reibungsloser Checkout und App-basierte Programme für personalisierte Dienste wie das Bestellen von frischem Fleisch an der Theke, liefern Einzelhändlern immer mehr Daten und zwar nicht nur darüber, was Kunden kaufen, sondern auch darüber, welche Produkte möglicherweise vom Regal genommen, aber wieder zurückgestellt werden, wie lange sich Kunden im Geschäft aufhalten, wie oft sie einkaufen und welche Wege sie im Geschäft gehen. All diese Daten können zusammengefasst und mithilfe von künstlicher Intelligenz und maschinellen Lernalgorithmen analysiert werden, um wichtige Geschäftsentscheidungen treffen zu können.
Hooker geht davon aus, dass Lebensmitteleinzelhändler durch digitales Marketing mehr Geld verdienen können. Dabei verweist er auf das Wachstum von Werbeagenturen, die von Lebensmitteleinzelhändlern wie Wal-Mart Connect, Kroger Precision Marketing und Albertsons Performance Media ins Leben gerufen wurden. Diese Abteilungen arbeiten mit den Marken zusammen, um auf den Kanälen der Geschäfte Werbekampagnen zu veröffentlichen. Dabei erreichen sie nicht nur eine große Zielgruppe, sondern können die Werbeanzeigen und Angebote basierend auf vergangenen Einkäufen der Kunden oder Artikeln, nach denen der Kunde online und offline gesucht hat, personalisieren. Da die autonome Store-Technologie vollständig digitalisiert und in das Kauferlebnis integriert ist, birgt sie das Potenzial, noch mehr granulare Daten für personalisiertes Marketing zu liefern. Der Personalisierungsfaktor, den sich der autonome Einzelhandel zunutze macht
Während Dienste wie Instacart diejenigen, die nicht in die technologische Weiterentwicklung ihres Unternehmens investieren kurzfristig noch im Rennen halten werden, sind sie langfristig nicht mehr ausreichend, sagt Hooker.
„Letztendlich werden jene Einzelhändler, die nicht in Technologie investieren, langfristig nicht mehr auf dem Markt bestehen können.“